Als Schöpfer der Flow-Theorie gilt der Psychologe und Glücksforscher Michaly Csikszentmihalyi (1934-2021). Er beschrieb sie 1975 in seinem Buch: «Flow. Das Geheminis des Glücks». Das Phänomen war aber bereits früher bekannt: Der Reformpädagoge Kurt Hahn sprach schon 1930 von der in jedem Menschen innewohnenden «grande passion» – der «schöpferischen Leidenschaft», die es zu entdecken gilt. Auch die Pädagogin Maria Montessori (1870–1950) beobachtete solche Zustände, im Zusammenhang mit Motivation beim Lernen, und bezeichnete sie als «Polarisation der Aufmerksamkeit».
Wie kommt es dazu, dass sich ein Flow-Zustand einstellt? Und vor allem: Was passiert dabei im Gehirn? Wie lässt sich das Flow-Erleben von sonstigen Wohlfühlzuständen unterscheiden? Mit funktionalen Bildgebungs-Verfahren lässt sich der Flow-Zustand heute sehr präzise beobachten. Die Wissenschaft trägt dank vielfältigen experimentellen Studien kontinuierlich zur Auflösung dieses Geheimnisses bei.
Als erwiesen gilt unterdessen, dass Flow-Erlebnisse dann ausgelöst werden, wenn die Aufgabe optimal zu den Fähigkeiten einer Person passt. Solange weder Langeweile noch Überforderung drohen, kommen sie bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten vor. Bedingung ist, dass der Reiz der Tätigkeit an sich stets höher ist als die darauffolgende Belohnung, etwa Lob oder Geld. Bei Belohnungs-Systemen beruht das gute Gefühl auf Dopamin-Ausschüttung, bei Flow ist das Aufgehen in der Tätigkeit Grund dafür, denn Grübeln, Angst vor Misserfolg und auch das Zeitgefühl verschwinden.
Es scheint dies im Übrigen eine evolutionäre Ausstattung zu sein, die eine kontinuierliche technische und kulturelle Entfaltung der Menschheit sichert. Wer Flow-Zustände regelmässig erfährt, kann nicht nur seine geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch seine Lebenszufriedenheit steigern. Auch in Lernprozessen und Therapien wird den Zuständen des Fliessens und des Aufgehens in einer Tätigkeit hohe Bedeutung beigemessen.
Mehr zur Flow-Theorie:
M.Spitzer, «Flow. Vom Erleben über die Neurobiologie zur Triebfeder von Kultur» In: Nervenheilkunde 2019; 38:765-777
M.Csikszentmihalyi, «Flow. Das Geheminis des Glücks», Klett-Kotta 1990