Wie ich es bereits in meinem Artikel «Textile Kunst und Gesundheit» berichtete, werden Quiltarbeiten oft mit altruistischen Zwecken verbunden und an Menschen, die traumatisiert wurden oder an körperlichen Erkrankungen leiden, gespendet. Die Sinnlichkeit der Stoffe und das darin eingewobene Mitgefühl sollen den Betroffenen Trost und Geborgenheit geben. In meinem neusten Projekt nähe ich zusammen mit jungen Erwachsenen, die sich in einem Arbeitsintegrations-Programm befinden, farbenfrohe Patchwork Decken für Flüchtlingskinder,

Mein Projekt wurde durch den Verein «Mini Decki» inspiriert, das seit 2016 bereits 25 000 Decken an bedürftige Familien gespendet hat. «Jedes geflüchtete Kind braucht eine eigene Decke, die wärmt, schützt und ein Zuhause gibt auf der langen, unsicheren Reise.» – sagt Simone Maurer, die das Projekt ins Leben gerufen hat. Sie stellt sicher, dass jede Person, die eine Decke nähen möchte, ein dazu nötiges Inlett bekommt und koordiniert anschliessend sowohl die Entgegennahme der Decken als auch deren Verteilung an die Asylheime oder Hilfsorganisationen, die direkt in den Kriegsgebieten Hilfe leisten. Als sie von meinem Vorhaben erfuhr, die Decken mit den Jugendlichen zu nähen, hat sie mir sofort die von Ikea gespendeten Duvets zugesandt, so dass ich in kurzer Zeit mit der Arbeit beginnen konnte. Zum Glück hatte ich für den Start genügend Stoffe in meiner eigenen Sammlung. Einige Flanellhemden mussten aber geopfert und in geduldiger Arbeit aufgetrennt werden, um möglichst viel Stoff zu gewinnen.

Die Projekt-Idee kam bei den Jugendlichen gut an, was nicht selbstverständlich ist. In meinem Alltag begegne ich immer wieder einer mangelnder Motivation für kreative Tätigkeiten. Es hat mich gefreut, mit dem gemeinnützigen Zweck des Projektes auch die Personen anzusprechen, die sich fürs Nähen nicht besonders interessieren. So übernahm schnell jemand die Berechnung, wieviel Stoff-Quadrate pro Decke benötigt werden und anschliessend gab es für alle eine Entwurfs-Phase, um herauszufinden, was am besten aussieht. Aus acht Vorschlägen wurde von der Gruppe ein Entwurf mit einer diagonalen Struktur gewählt.

Am Zuschneiden der Quadrate waren mehrere Personen gleichzeitig beteiligt. Hier war eine sehr exakte Arbeit gefragt, damit die Quadrate beim Zusammennähen wirklich aufeinanderpassten und das Muster zur Geltung kommt. Nicht jedem leuchteten diese Zusammenhänge von Anfang an ein, doch waren alle bereit aus Fehlern zu lernen. Mit der Zeit konnten die individuellen Begabungen und Stärken der Schüler gezielt eingesetzt werden und wer das Zusammenstecken oder Nähen als zu schwierig fand, konnte seinen Beitrag dadurch leisten, dass er Altkleider und alte Bettwäsche auftrennte und bügelte, damit die Auswahl an bunten Quadraten möglichst gross wird.


Auf grosse Begeisterung stiess die Idee einer jungen Frau, die Eckenquadrate mit Applikationen zu versehen. In meiner Stoff-Sammlung fand sie ein Stoff-Kinderbuch mit Tierbildern und trennte die einzelnen Seiten geduldig heraus, um sie für die Patchwork-Decke verwenden zu können.

Als die erste Kinder-Decke fertig war, war die Freude gross, weshalb ich gleich mit einer nächsten, grösseren Decke – das mal für einen Jugendlichen – anfing. Ich hoffe, dass wir noch einige Pachwork-Decken anfertigen können, um den geflüchteten Kindern und Jugendlichen symbolischen Schutz und Sicherheit zu spenden.

Haben Sie alte Bettwäsche oder andere Baumwolle-Stoffe in bunten Farben zum Spenden? Dann senden Sie mir bitte eine Nachricht auf die Adresse: atelier@beatasievi.ch