«Watercolor Quilting» – Fliessende Farbübergänge im Stoff

Die Technik des «Watercolor-Quilting» lernte ich von der Textil-Künstlerin Caroline Oneto. (www.carolinaoneto.com). Inspiriert durch Malerei mit Wasserfarben werden hier mit kleinen Stoffstücken fliessende Übergänge in Sättigung einer einzelnen Farbe oder aber zwischen zwei oder drei Farbtönen gesucht. Die Herausforderung liegt zuerst darin, genügend geeignete Stoffe zu finden, die zu einem einzigen Farbton gehören und sich nur in Bezug auf ihre Sättigung unterscheiden. Die Auswahl der Übergänge zwischen nur zwei Farbtönen ist meistens einfacher. In einem Stoffgeschäft finden wir meistens Stoffe unterschiedlicher Produzenten, was die Zusammenstellung schwieriger macht. Es ist sehr wichtig, die in der Farbenlehre verankerten Wahlkriterien gut zu verstehen und sich konsequent daran zu halten. Ich lasse mich daher in der Stoffauswahl von Annigna Senn beraten, die nicht nur eine ausserordentlich grosse Auswahl an Patchwork-Stoffen zu bieten hat, sondern als erfahrene Quillterin allen Kund:innen mit Rat zur Seite steht.

Pachworkshop , Kreuzbühlstrasse 8, 8008 Zürich

Die ersten Arbeitsschritte beim Watercolorquilting bestehen darin, die Stoffe in schmale Streifen zu schneiden, nach Tonwerten zu ordnen und die Streifen paarweise zusammen zu nähen. Danach werden die so entstandenen Doppelstreifen zu kleinen zweifarbigen Stücken zerschnitten und geordnet. Es ist hilfreich sich vorzustellen, dass es Pinselstriche oder Farbflecken sind und dann alle Stoffstücke auf einer Filz-Tafel zu platzieren. So können die Farbübergänge aus Distanz beurteilt werden; sie sollen an den Eindruck erinnern, der beim Aquarellieren entsteht, wenn die einzelnen Farben ineinanderfliessen. Erst wenn die grundlegende Anordnung festgelegt ist, kann man alle die kleinen Stücke zu grösseren Einheiten z.B. zu Quadraten zusammennähen. Es ist ein kreativer Prozess, der Geduld und Ausdauer verlangt, zumal das Stoff-Bild aus sehr kleinen Stücken zusammengesetzt wird und die Farb-Übergänge erprobt und manchmal auch ausgewechselt werden müssen, bis ein harmonisches Ganzes entsteht. 

Vorbereitung der Farbübergänge – Quiltarbeit unter Anleitung von B.Sievi
Zusammennähender Stoffstücke – Quiltarbeit unter Anleitung von B.Sievi
Vorbereitung der grösseren Einheiten – Quiltarbeit unter Anleitung von B.Sievi

Wenn genügend Quadrate für die gewünschte Kompositionsgrösse vorbereitet sind, werden sie mit Hilfe einer Schablone gerade zugeschnitten und nach einem bestimmten Prinzip zu einem grossen Bild zusammengenäht. Es gibt dabei unterschiedliche Techniken die Nahtzugaben zwischendurch zu Bügeln, um zusätzliche visuelle Effekte zu erreichen.

Zusammennähen der grossen Einheiten – Quilt Arbeit unter Anleitung von B.Sievi
Farbübergänge im Stoff – Quilt Arbeit unter Anleitung von B.Sievi

Die entstandene Patchwork-Komposition wird anschliessend mit einer Volumeneinlage und einem Stoffhintergrund zusammengenäht, d.h. gequiltet. Das Quilten kann, nach dem provisorischen zusammenheften von Hand, mit einer industriellen Nähmaschine, die über einen Nadeltransport verfügt, problemlos ausgeführt werden. Ich entschloss mich dazu, eine jede Stoffeinheit innen und aussen abzusteppen, weil dies dem Stoffbild eine Struktur verleiht und die Farbübergänge ausgleicht. Dieser visuelle Effekt überzeugte mich am meisten, auch wenn er eine lange Konzentration auf präzise Führung des Stoffes unter der Maschine verlangt. Einzig der Fadenwechsel, der den Farbgruppen entsprechen muss, unterbricht gelegentlich die Stepparbeit.

Stepparbeit beim «Transitions» Quilt von Beata Sevi
Stepparbeit beim «Transitions» Quilt von Beata Sevi

Im Mai 2022 konnte ich zum ersten Mal ein Watercolor-Quilt mit einer Teilnehmerin des Programms zur Potentialabklärung anfertigen. Sie hat zuvor die Farbübergänge in Acrylfarben geübt und suchte nach einer neuen Herausforderung. Dank ihrer guten Auffassungsgabe und Vorkenntnisse im Nähen, fing sie schnell an strukturiert zu arbeiten und war im Bilden der Farbübergänge mit Stoffen sehr selbständig. Mit der Zeit machte ihr der sich widerholende Prozess des Zusammennähens von kleinen Stoffstücken etwas Mühe und ihre Sorgfalt liess nach drei Vormittagen nach. Nach einer zweiwöchigen Pause, die ich ihr empfahl und die wir für andere Projekte nutzten, schöpfte sie wieder Motivation, das Quilt fertig zu stellen. Als sie das zusammengenähte Stoffbild sah, war sie über die Schönheit der Komposition verblüfft. Es war auch für mich ein besonderer Moment nicht nur das fertige Quilt und die Intensität der Farben zu erleben, sondern auch die Freude der jungen Frau über ihre gestalterische und handwerkliche Kompetenz. 

Watercolor
Watercolor Quilt entstanden unter der Anleitung von Beata Sievi

 

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