
Mein Weg zum Zentangle
Als ich die Zentangle-Methode 2020 entdeckte, wurde sie bald zu meinem bevorzugten Weg, vom beruflichen Alltag Abstand zu nehmen. Im Vergleich zum realistischen Zeichnen, das ich schon länger als Hobby pflegte, war Zentangle viel entspannter, weil es keine Abbildung der Realität anstrebte. Anfänglich tendierte ich dennoch dazu, möglichst komplexe und künstlerisch ansprechende Bilder zu zeichnen, die mehrere Stunden in Anspruch nahmen. Erst als ich das Seminar von CZT Joanna Quincey besuchte, lernte ich die Grundlagen der Methode kennen und ihre spezifische Philosophie, die in der Befreiung von Leistungsdruck liegt. Die Kurse von Joanna ermutigten mich, meine Begeisterung für Zentangle mit meinen Freunden und Nachbarn zu teilen und bald auch in meinen beruflichen Alltag zu integrieren. Nach einem Seminar bei Conzentric GbR erhielt ich im Oktober 2022 den Titel CZT Diplom Beata Sievi Zusammen mit meinem Diplom in Psychologie und dem «Mindfulness Based Stress Reduction Training» nach Jon Rabatt Zinn ist dieser Zentangle-Lehrgang eine optimale Voraussetzung, um achtsame Kreativitätstechniken zu vermitteln.

Zentangle im sozialpädagogischen Alltag
Kreativität hat einen grossen Platz in der Potentialabklärung junger Erwachsener in der Institution, in der ich arbeite. Es ist dennoch keine einfache Aufgabe, die jungen, oft unruhigen Geister, in eine Methode einzuführen, die mit dem konstanten Fokus auf, Achtsamkeit und Ruhe einhergeht. Je mehr Leidenschaft ich für Zentangle entfaltete, um so besser gelang es mir, das Interesse der Teilnehmer unseres dreimonatigen Programms dafür zu wecken.
Aus der Motivationspsychologie ist mir bekannt, dass der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe zu den Fähigkeiten der Person optimal passen soll, damit diese weder als zu schwierig noch als zu einfach und damit zu langweilig empfunden wird. Das ist vor allem bei Personen mit motivationalen Schwierigkeiten von Bedeutung. Ich kann oft beobachten, dass einige Schüler von Anfang an komplexe Kombinationen und künstlerische Inspirationen suchen, während die anderen zögernd an die Arbeit gehen und mit einfachsten Strichen anfangen müssen, um nicht durch Misserfolg entmutigt zu werden. Um beide Gruppen adäquat abzuholen, bedarf es einer bestimmten Strategie. Meine besteht darin, zuerst allen die Zentangle-Basismuster zu vermitteln, die – sobald man sie beherrscht – sehr viele Kombinationsmöglichkeiten bieten. Dabei kann jede Person den für sie passenden Schwierigkeitsgrad selbst bestimmen.

Für weitere Unterrichtseinheiten halte ich unterschiedliche Challenges bereit, wie zum Beispiel die Kombination von botanischen und geometrischen Mustern oder eine Zentangle-Landschaft, die sowohl mit einfachen Grundmustern als auch mit komplexen Ornamenten realisiert werden können.


Meine Rolle als Zentangle-Lehrerin.
Meine Aufgabe als Zentangle-Lehrerin umfasst immer zwei Aspekte. Einerseits vermittle ich Informationen zum richtigen Umgang mit dem Material und gebe die nötigen gestalterischen Hinweise. Damit helfe ich, Resultate zu erzielen, die die Teilnehmenden befriedigen und erfreuen. Andererseits lade ich die Gruppe dazu ein, in Stille zu arbeiten und die volle Aufmerksamkeit auf den aktuellen Moment, auf die gegenwärtige Erfahrung des Zeichnens zu lenken und dabei eine wohlwollende, unvoreingenommene Haltung gegenüber dem eigenen Tun einzunehmen. Auch wenn dafür oft das Wort «Achtsamkeit» verwendet wird, spreche ich – in bewusster Abgrenzung zu anspruchsvoller spiritueller Praxis – eher von erhöhter, bewusst gelenkter, konzentrierter Aufmerksamkeit. Diese selbstbestimmte, konstante Art der Aufmerksamkeitsausrichtung kann zu einer Ruhe des Geistes führen, die als wohltuend empfunden wird.
Zum Schluss jedes Zentangle-Unterrichts stelle ich alle Arbeiten zu einem Mosaik zusammen. Auch wenn alle Anwesenden an der gleichen Aufgabe gearbeitet haben, hat jede Kachel ihren eigenen Charakter und bringt die Individualität des Künstlers zum Ausdruck. Dieser Moment lässt bei allen Teilnehmenden grosse Freude an der eigenen Kreativität aufkommen und ist auch für mich ein Moment der Dankbarkeit.
